Paar-Dynamiken und Lösungssuche

In jeder Partnerschaft gibt es Phasen, in denen beide an unterschiedlichen Punkten der Lösungssuche stehen. Eine Person möchte das Symptom lindern – etwa indem vielleicht Konflikte vermieden oder kurzfristige Erleichterung gesucht werden. Die andere Person will tiefer gehen, die Wurzeln des Problems verstehen und langfristig etwas verändern. Beides ist menschlich, beides hat seine Berechtigung. Doch was tun, wenn sich diese beiden Wege scheinbar widersprechen?

Ein Beispiel aus dem Alltag: Das Paar streitet oft über Kleinigkeiten. Der eine Partner möchte sofort praktische Lösungen: weniger Diskussionen, klare Absprachen. Der andere Partner dagegen spürt, dass hinter diesen Streits alte Muster stecken – vielleicht Unsicherheiten oder nicht ausgesprochene Bedürfnisse. Während die eine Person darauf setzt, den Streit zu minimieren, möchte die andere Person verstehen, warum er immer wieder aufkommt. Das führt zu Frustration auf beiden Seiten.

Wie kann ein Paar damit umgehen?

1. Verstehen, dass beide Wege sinnvoll sind. Es gibt kein richtig oder falsch – nur verschiedene Strategien, mit Herausforderungen umzugehen. Der Wunsch nach akuter Entlastung und das Bedürfnis nach Tiefe können sich ergänzen.

2. Offene Gespräche führen. Statt „Du siehst das falsch!“ könnte die Frage lauten: „Was brauchst du gerade, damit es sich für dich leichter anfühlt?“ So entsteht eine Brücke zwischen beiden Ansätzen

3. Einen gemeinsamen Rhythmus finden. Vielleicht hilft es, erst das Symptom zu lindern (zum Beispiel durch kleine Veränderungen im Alltag) und dann schrittweise in die tieferen Themen einzusteigen, wenn beide sich bereit fühlen.

Wenn wir lernen, den Blick des anderen als wertvoll zu sehen, entsteht Verbindendes statt Trennendes. Liebe bedeutet nicht, immer auf dem gleichen Punkt zu stehen – sondern gemeinsam den Raum zu halten, in dem beide wachsen dürfen.

Foto von Ruth Archer