Herzklopfen und Sichtbarkeit
- Katja Ngassa Djomo

- 14. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, vor einer großen Gruppe über ein Thema zu sprechen, das mir sehr am Herzen liegt: Demokratie, Haltung und Qualifizierung in der öffentlichen Verwaltung. Es war ein seltenes Gelegenheitsfenster, und ich wollte es nutzen. Die Chance, viele Menschen gleichzeitig zu erreichen, war einfach zu wertvoll.
Gleichzeitig brachte mich diese Situation in eine innere Ambivalenz. Ich spürte den Wunsch, gehört zu werden. Und auch die Sorge, gesehen zu werden. Nicht nur in meiner Rolle, sondern in meinem ganzen Menschsein. Mit meiner Stimme, meiner Bewegung, meiner Präsenz. Mit dem, was nicht planbar oder kontrollierbar ist.
Ich arbeite regelmäßig mit Gruppen. In Workshops und in Beratungssituationen bin ich oft sehr verbunden mit dem Raum. Doch ab etwa 15 Personen verändert sich etwas in mir. Wenn der Rahmen bühnenähnlich wird, wird es spürbar. Ich werde nervös. Nicht blockiert, aber innerlich deutlich bewegt. Und das, obwohl ich mich fachlich sicher fühle.
Was passiert da in mir?
Mein Körper meldet sich. Meine Atmung verändert sich, mein inneres System fährt hoch. Ich verliere das unmittelbare Spüren von Resonanz, das ich in kleineren Gruppen so schätze. Stattdessen entsteht ein Vakuum, ein stiller Raum zwischen mir und dem Publikum. Und in diesem Raum wird meine eigene Wahrnehmung lauter.
Meine Sichtbarkeit bringt für mich Fragen mit sich. Wie wirke ich? Bin ich klar? Stimmig? Ist mein Körper einverstanden damit, gesehen zu werden? Besonders in solchen Momenten richtet sich meine Aufmerksamkeit nicht nur auf die Inhalte, sondern auf das, was außen sichtbar wird: Haltung, Ausstrahlung, Stimme. Und ich merke, wie verletzlich sich das anfühlt.
In solchen Momenten begegnet mir auch das Kind in mir. Das Kind, das sich zeigen möchte, aber nicht bloßgestellt werden will. Das sprechen möchte, aber nicht bewertet werden. Das gleichzeitig mutig ist und sich nach Sicherheit sehnt. Ich nehme es wahr und versuche, es nicht wegzudrücken, sondern mit ihm gemeinsam da zu sein.
Warum ich diesen Lernbereich schätze
Es wäre leicht, solche Situationen zu meiden. Aber genau dort liegt für mich Entwicklung. Wenn ich in der Aufregung atme, mich erinnere, worum es mir wirklich geht, und trotzdem spreche.
Sichtbarkeit ist für mich dann nicht nur ein äußerer Zustand. Sie ist ein innerer Schritt. Und manchmal zeigt mir mein Herzklopfen dann, dass ich auf einem guten Weg bin.
Foto von Thomas Wilfert





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